Strain Relief - Teil 1: Grundlagen
Ein neues Verfahren zur Behandlung chronischer Schmerzen im Bewegungsapparat am Beispiel von therapieresistenten, funktionellen Beschwerden in der unteren Extremität
Osteopathische Medizin 2023; 24 (4): 26 – 29
Strain Relief - Teil 2: Technische Ausführung
Behandlung chronischer Schmerzen in der unteren Extremität
Osteopathische Medizin 2024; 25 (1): 18 - 23
Strain Relief - Teil 3: Technische Ausführung
Behandlung chronischer Schmerzen in der oberen Extremität
Osteopathische Medizin 2024; 25 (2): 15 - 21
Strain Relief - Teil 4: Technische Ausführung
Behandlung chronischer Schmerzen im Beckenring, unteren Rücken und Hüftgelenk
Osteopathische Medizin 2024; 25 (3): 20 - 26
ein osteopathisches Behandlungsverfahren therapieresistenter Beschwerden im Thorax und oberen BWS-Bereich
Osteopathische Medizin 2021; 22 (3): 20 – 22
Der tiefsitzende Beckenschmerz
ein osteopathischer Behandlungs-Algorithmus in sieben Schritten
Osteopathische Medizin 2021; 22 (1): 30 - 35
Vorderer Knieschmerz und Beckendysfunktion
Osteopathische Medizin 2017; 18 (4): 25 - 28
ein Weg zur osteopathischen Selbstbehandlung
Osteopathische Medizin 2016; 17 (3): 11 – 13
'Wirbeldrehen' mit modifizierter Beckertechnik
Osteopathische Medizin 2016; 17 (2): 26 - 28
Karl Birnbaum. Leben und Werk. Inauguraldissertation. Medizinische Fakultät der Universität zu Köln: Köln 1982.
© Dr. Liedtke 2022
Geschichte der Osteopathie
Die Osteopathische Medizin wurde durch den amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still, geboren 1828, Militärarzt und Chirurg, begründet. Er suchte einen ‚besseren’ Weg als die Schulmedizin, die zu seiner Zeit deutliche Grenzen aufwies. Der von ihm 1874 geprägte Begriff Osteopathie setzt sich zusammen aus Osteon (= Knochen, im Sinne des Bewegungsapparates) und Pathos (= die Leidenschaft, im Sinne der Zuwendung). Dieser Begriff ist gewiss veraltet und missverständlich, hat sich aber weltweit durchgesetzt und würdigt Stills Bemühen um diese revolutionären Behandlungsmethoden. Still ging davon aus, dass der Körper in der Lage ist, sich selbst zu heilen, wobei sich die Struktur und Funktion gegenseitig bedingen.
Was unterscheidet die Osteopathie von der sog. Schulmedizin?
Wie bei der Schulmedizin auch ist die Kenntnis der Anatomie, der Physiologie, der Biochemie, etc. des Menschen unerlässlich. Des weiteren müssen vor einer osteopathischen Behandlung sogenannte organische Leiden, die u.a. medikamentös, diätetisch oder sogar operativ behandelt werden müssen, ausgeschlossen werden. Sollte es sich bei dem Beschwerdebild des Patienten aber um eine somatische Dysfunktion, das heißt um Funktionsstörungen des Körpers handeln, die sich in chronischen Schmerzen, Verspannungen, Bewegungsstörungen, etc. äußern, dann sind die Osteopathischen Techniken eine wunderbare Möglichkeit, den Menschen wieder in seine ‚Mitte’ zu führen. Das mag manchem fremd erscheinen, aber es funktioniert. Die Amerikaner haben damit einen völlig neuen Behandlungsweg gefunden, dessen Ansatz auf einer grundsätzlich anderen Sichtweise auf den Patienten basiert, der später von den Europäern aufgegriffen und weiterentwickelt wurde.
Und es gilt wie immer der alte medizinische Grundsatz: Wer heilt, hat recht!
Wo setzen die Osteopathischen Techniken an?
In der Osteopathie steht die 'Funktionelle Anatomie' im Vordergrund, d.h. der dynamische Bauplan des Menschen mit seinen vielfältigen Strukturen und Funktionen sowie deren Steuerung. Hier werden nicht einzelne Körperteile wie Muskeln, Sehnen, Haut, Knochen, Gelenke, Nerven- und Gefäßsysteme, innere Organe, etc. isoliert voneinander betrachtet, sondern ihr Bezug zueinander und ihre gegenseitige Beeinflussung als Ursache möglicher Störungen gesucht und therapiert. Die Osteopathie begleitet und unterstützt die natürlichen Selbstheilungskräfte des menschlichen Organismus.
Um das zu erreichen, 'benutzen' die Osteopathen gemeinsame, alle Bestandteile des lebenden Organismus verbindende Strukturen: Die Faszien, das Bindegewebe.
Die Faszien sind feine und feinste miteinander vernetzte Fasern, Teile des Bindegewebes, die in der Frühphase der embryonalen Entwicklung des menschlichen Organismus angelegt werden, die alles mit allem verbinden, von oben nach unten, von außen nach innen und umgedreht. Im anatomischen Präparat lässt sich zum Beispiel nachweisen, dass die Hirnhäute mit den sehnigen Strukturen der Fußsohle in Verbindung stehen (Thomas W. Myers, Anatomy Trains, Elsevier 2009) oder kollagene Fibrillen sogar Zellwände und -membranen durchziehen und im Innenraum einer Zelle ein Gerüst bilden, in dem intrazelluläre Strukturen wie Zellkern, Mitochondrien etc. aufgehängt sind. Überholt ist die Lehre von der 'Leere' einer Zelle, in der ihre Bestandteile losgelöst voneinander in einer Flüssigkeit umher schwimmen.
Alles ist mit allem verwoben, wie ein großes Tuch, nur dreidimensional. Zieht man am einen Ende, verwirft sich das Gewebe an mehreren anderen Stellen zu Falten. Soll zeigen, wie eng die Strukturen miteinander verflochten sind. So muss ein Ort maximaler Beschwerden nicht immer identisch mit der Region sein, die ursächlich für die Störung, die somatische Dysfunktion verantwortlich ist. Chronische Beschwerden im Rücken- oder Beckenbereich können z.B. zu Fehlfunktionen im Fuß oder in der Nackenregion mit Kopfschmerzen führen.
Mögliche Reaktionen auf die Behandlung
bei 20 bis 30% der Patienten kann es (nur beim ersten Mal) es zu leichten Grippe-ähnlichen Symptomen kommen (Gliederschmerzen und Schwächegefühl) - nach 2 bis 4 Tagen sind die Symptome wieder verschwunden
Verhaltensregeln nach der Behandlung
Der Patient sollte nach der Behandlung nicht testen, ob die Schmerzen noch auslösbar sind (das ‚plastische Gedächtnis’ des Gewebes ist noch erhalten und darf nicht unterstützt werden)
Extreme Bewegungen sollten für drei Tage vermieden werden
Alle schmerzhaften Bewegungen sollten unterlassen werden
Man sollte nicht wieder in die 'alte' schmerzhafte Position gehen
Viel trinken für drei Tage! Möglichst Wasser!
Dehydrierende Getränke wie Alkohol, Kaffee, Säfte oder Tee für drei Tage meiden